Meins Magazin

Britta Holst-Benndorf vom 17.07.2024.

Generation NOW Begegnungen

"Ich teile jetzt meine Stärke und verschenke Jebos"

"Wann kann ich wieder Sport machen?", war eine meiner ersten Fragen in der Klinik. Bewegung gehört für mich zum Alltag. Den wollte ich wiederhaben, nachdem der Tumor raus war: Gebt mir Normalität zurück! Kann ja nicht schaden, hatte ich 2022 gedacht, als ich mit 50 die erste Einladung zur Mammographie erhielt.

Leider klingelte wenige Tage nach dem Termin das Telefon. Ein böser Tumor, bösartig! Bei der zweiten OP wurde mir links die halbe Brust abgenommen. 

Sieht man die Leere unter dem Shirt?

Gucken andere?

Der erste Besuch im Fitness Studio war eine Riesen-Herausforderung. Ich hatte mich gegen einen Brustaufbau entschieden. Ich wollte keinen Fremdkörper mehr unter der Haut. Doch mit beim Sport zu spüren, tat unbeschreiblich gut. Vier Monate später traute ich mich sogar, wieder dort zu duschen. Trotz roter Narbe. Sie gehört zu mir, Britta, der Überlebenden. Wenn ich nur eine andere Frau zur Vorsorge bewegen kann, darf man mich gern auf sie ansprechen.

Ein Jahr später wanderte ich meinen ersten Mega Marsch. 50 Kilometer in zehneinhalb Stunden. Im Tiel war ich platt, spürte aber auch ein absolutes Glücksgefühl. Ich gebe nicht auf. Nicht beim Marsch und niemals im Kampf gegen den Krebs. Jede achte Frau erkrankt daran im Laufe ihres Lebens. Wir können die Diagnose nicht ändern, aber wir können füreinander da sein. Wie die Krankenschwester, die mir ein Herzkissen schenkte, das die Wunder nach der OP polsterte und Schmerzen dämpfte. 

Heute nähe ich mit 40 Betroffenen in ganz Deutschland solche Herzkissen, Chemo-Mützen, und unseren pinkfarbenen Jebo: Der Plüschtierkrebs mit Narbe und Brustkrebsschleife ist super gefragt! Er gibt der Krankheit ein Gesicht. Man kann ihn knuddeln, beim Weinen festhalten - oder gegen die Wand schmeißen, wenn die Wut übermächtig wird. Unser Verein Suumpfperlen (@suumpfperlen) ist in Gründung. Es gibt so viele, die diesen Weg gehen müssen. Wir sind die Perlen, die sich aus dem Sumpf der Krankheit herausziehen.

Ich teile jetzt meine Stärke.