Jessica Böll vom 21.12.2023.
Mönchengladbacherin ruft Wegbegleiter-Aktion ins Leben
Bobbi, Jebo und der Krebs
Mönchengladbach · Es
ist ein bisschen wie ein Wunder, was Jessica Böll passiert ist. Die 36-jährige Mutter von zwei Kindern hatte Brustkrebs und ahnte nichts davon, bis Familienhund Bobbi sie warnte. Wie die
Mönchengladbacherin aus dem harten Schicksalsschlag etwas Gutes gemacht hat, hat sie dem Extra-Tipp, Petra Käding erzählt.
„Wenn es Bobbi nicht gegeben hätte, würde ich nicht mehr hier sitzen“, sagt Jessica Böll. Gerade eineinhalb Jahre alt war der hübsche Labradorrüde, als er im Frühling 2022 zu ihrem
Lebensretter wurde. Nach der Geburt von Sohn Marc hatte sie zwei kleine Knötchen in der rechten Brust, die aber von medizinischer Seite als harmlos – verstopfte Milchdrüsen – eingestuft worden
waren. „Doktor Bobbi“ sah das offenbar anders, immer wieder beschnüffelte er die Stelle intensiv, bohrte seine Nase in Jessica Bölls rechte Achselhöhle, forderte energisch ihre Aufmerksamkeit
ein.
Beunruhigt, auch durch eine Bemerkung ihres Mannes – „Entweder bist du schwanger oder todkrank“ – ging sie zur Gynäkologin und forderte eine Ultraschalluntersuchung. Dann die Diagnose:
Brustkrebs, und zwar von der ganz aggressiven Sorte. Es folgten Monate des Bangens und Hoffens, der Operationen, Bestrahlungen, Chemotherapien mit allen Nebenwirkungen – und der Belastung im
familiären Bereich. „Wir hatten überlegt, es vor den Kindern zu verheimlichen, aber entschieden dann doch, es ihnen zu sagen“, erzählt Jessica Böll. „Der Schock wäre zu groß gewesen, wenn sie zum
Beispiel ins Schlafzimmer gekommen wären und mich plötzlich ohne Perücke gesehen hätten.“
Stattdessen gab es Aufklärung für die damals erst vierjährige Lina und den zweieinhalbjährigen Marc. Und kleine handgenähte Voodoo-Puppen in Krebsrosa, die die Kinder mit ins Bett nehmen oder
auch mal an die Wand werfen konnten, wenn sie wütend auf den bösen Krebs waren.
Weil auch sie selbst abwechselnd etwas zum Festhalten und zum „An-die-Wand-pfeffern“ brauchte, kam Jessica Böll auf die Idee mit dem Krebs-Plüschtier Jebo mit Brustkrebsschleife und Narbe.
„Selbst wenn viele Leute für einen da sind, fühlt man sich doch allein mit der Diagnose, der Angst“, erklärt sie. Zwar habe sie im Alltag funktioniert und die „toughe Mama“ gegeben, aber sie habe
auch ein Ventil gebraucht. Jebo war geboren – und er war nur der Anfang. Denn als Krebspatientin erfuhr Jessica Böll am eigenen Leib, was die Chemo mit einem machen kann und was einem wenigstens
ein bisschen hilft, zum Beispiel in den Stunden, in denen man da sitzt und das „Gift“ durch den Körper strömen lassen muss. Und so entwickelte sie eine Wegbegleiter-Tasche, die anderen
Brustkrebspatientinnen helfen soll: mit einem Mutmacherschreiben, dem Jebo, einer kleinen Wärmeflasche, Handstulpen und Strickschuhen gegen kalte Hände und Füße, Salbeitee gegen das Austrocknen
der Schleimhäute und für die Abwehrkräfte, einem Massageball gegen das Kribbeln in den Händen, einem Beanie für den kahlen Kopf, einem Portkissen, gehäkelten Glückswürmchen oder Kerzen für die
Seele – alles individuell nach den Bedürfnissen der jeweiligen Patientin zusammengestellt.
101 solcher Taschen hat sie – inzwischen unterstützt von Britta Holst-Benndorf, ebenfalls Brustkrebspatientin, ihrer Mutter Angela Hericks und Jessika Schley, die die Jebos in Handarbeit
anfertigt – verteilt, viele über Instagram (@dbrustkrebs und @suumpfperlen), aber auch über das Brustzentrum des Krankenhauses Bethesda, in dem sie behandelt wird. Die Wegbegleiter-Aktion ist
ehrenamtlich, privat organisiert, mit Stoff- und Geldspenden unterstützt, mit viel Engagement und Herzblut. Neben der Unterstützung anderer Brustkrebspatientinnen ist es Jessica Böll wichtig,
alle Frauen dazu aufzurufen, „ihre eigene Heldin“ zu sein, auf sich zu achten, ihre Brust regelmäßig abzutasten und zur Vorsorge/Mammographie zu gehen.
Und Bobbi...? Der passt weiter auf und wird ja vielleicht auch noch als Supernase für medizinische Einsätze entdeckt...
Wer Stoff für neue Jebos, Kissen, Beanies etc. spenden möchte, bitte ein Mail schicken an suumpfperlen@gmail.com.
Von Petra Käding
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