Westfalenblatt Bad Oeynhausen

vom 11.07.2025

Über 120 kleine Jebos beim DIY-Workshop in Bad Oexen entstanden

Unter dem Motto „Mut zum Selbermachen“ hat es in der Klinik Bad Oexen einen außergewöhnlichen Workshop gegeben. Einen Tag lang hatten Betroffene und Angehörige die Möglichkeit, ihren ganz persönlichen Mutmacher namens "Jebo" zu gestalten.

Der Jebo ist ein handgenähtes Kuscheltier in Form eines farblich – je nach Diagnose – angepassten Krebses, versehen mit einer Krebsschleife und sichtbaren Narben. Er steht symbolisch für das, was viele Menschen während einer Krebsdiagnose durchleben: Verwundbarkeit, Heilung, Stärke – und die Hoffnung auf ein Leben danach.

Initiiert wurde der Workshop vom Verein Suumpfperlen e.V., in enger Zusammenarbeit mit Stationsschwester Birte und dem engagierten Team der Reha-Klinik Bad Oexen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Über 120 Jebos wurden an diesem Tag mit viel Liebe, Geduld und Kreativität von Hand gefertigt – jedes ein Einzelstück, jedes mit einer ganz persönlichen Geschichte.

„Jebo ist mehr als ein Kuscheltier,“ sagt die 1. Vorsitzende Jessica Böll.
„Er ist das Gesicht meiner Krankheit, aber auch ein Symbol für meine Stärke.“

Die kleinen Krebse dienen nicht nur als tröstende Begleiter, sondern auch als emotionales Ventil – ein „Ventil der Gefühle“, wie es die 2. Vorsitzende Kerstin Schrenk  poetisch ausdrückte. Inmitten von Stoff, Garn und Gesprächen entstand ein Raum voller Offenheit, Mitgefühl und gegenseitiger Unterstützung.

Der DIY-Jebo-Workshop war ein voller Erfolg – menschlich, kreativ, berührend. Die Organisator:innen planen bereits weitere Veranstaltungen, um Menschen nach einer Krebserkrankung Mut zu machen – Stich für Stich, Geschichte für Geschichte.

Neue Westfälische, Bad Oexen

Ein Mutmacher mit einer Narbe

von Elke Niedringhaus-Haasper vom 07.07.2025

In der Rehabilitationsklinik Bad Oexen basteln sich 120 Patienten und Patientinnen unter Anleitung von Mitgliedern aus dem Verein „Suumpfperlen“ einen ungewöhnlichen Glücksbringer.

 

 

Bad Oeynhausen. Er ist nicht größer als eine Hand, fühlt sich sehr fest an und trägt neben einer aufgestickten Schleife eine Narbe. Wer das kleine rosafarbene Kuscheltier mit dem geheimnisvollen Namen Jebo geschenkt bekommt, hat ein Martyrium hinter sich. So wie die 120 Patienten und Patientinnen in der onkologischen Rehabilitationsklinik Bad Oexen, die sich dort am Wochenende unter Anleitung von Mitgliedern des Vereins „Suumpfperlen“ ihren eigenen Jebo, ihren eigenen Glücksbringer, genäht haben.
 
Einander zuhören. Sich austauschen. Das Leid miteinander teilen. Und zur Vorsorge motivieren: Das sind die Ziele des Vereins, der vor einem Jahr in Mönchengladbach gegründet wurde, um Menschen, die an Krebs erkrankt sind, wieder Mut zu spenden. Das doppelte U in seinem Namen ist dabei kein Schreibfehler, sondern soll im Logo die Kontur der weiblichen Brust zeigen. Und der Name Jebo steht für die Vereinsvorsitzende Jessica Böll und ihren Hund Bobbi.
 
Denn der Labrador hatte vor Jahren so aufdringlich an seinem damals 35 Jahre jungen Frauchen geschnüffelt, dass für sie feststand: Mit mir stimmt etwas nicht. Kurze Zeit später stand die Diagnose Brustkrebs fest. „Ohne ihn wäre es vermutlich zu spät gewesen“, sagt die Vereinsvorsitzende, als sie ihre Gäste in der Klinik Bad Oexen begrüßt. Ihr erster Gedanke sei gewesen: „Wie sage ich das meinen Kindern?“, sagt die Organisatorin der ungewöhnlichen Bastelaktion.
 
Und dass das die Geburtsstunde des ungewöhnlichen Kuscheltieres war, das ideal ist, um der Krankheit ein handfestes Gesicht zu verleihen – ein Ventil zum Kuscheln, Trösten und auch ein Blitzableiter, um seine Wut und Verzweiflung loszuwerden. Inzwischen gibt es Jebo in 13 Farben. Jede steht für eine andere Krebsart. Rosa zum Beispiel für Brustkrebs und Dunkelgrau für Hautkrebs.
 
Inmitten vieler Kisten voller Bastelmaterialien sitzen Katharina Haske und Daniela Baumgärtner, um sich ihren persönlichen Mutmacher zu basteln. „Das wird ein Glücksbringer, den man auch mal gegen die Wand pfeffern kann“, sagt Katharina Haske. Und greift zu einem Bündel Füllstoff, um ihren Jebo auszustopfen. Die 35-jährige Patientin aus dem Kreis Diepholz ist nach ihrer Diagnose Brustkrebs bereits zum zweiten Mal in der Rehabilitationsklinik und nimmt das Angebot des Vereins „Suumpfperle“ gerne an.
 
So wie Daniela Baumgärtner aus der Nähe von Cuxhaven, die bereits in der Chemoklinik von dem Mutmacherprojekt gehört hat und sich seitdem über Social-Media-Kanäle über das ungewöhnliche Projekt auf dem Laufen hält. „Vielleicht ist das der ideale Weg, um mit dem Thema abschließen zu können“, sagt die 37-Jährige, die auch schon zum zweiten Mal eine Reha in Bad Oexen macht.
 
Der Instagram-Kanal, den die auf Krebserkrankungen spezialisierte Krankenschwester Birte Schlinkmeier aus der Rehabilitationsklinik bedient, hat sich unter den Betroffenen herumgesprochen. „Dort habe ich zum ersten Mal von dem Jebo-Projekt erfahren“, sagt Ines Hunken, die auch aus der Gegend von Cuxhaven nach Bad Oexen gekommen ist. Und die mit ihrem persönlichen, rosafarbenen Wegbegleiter im Gepäck wieder nach Hause fahren wird.